LIGHTHOUSE GOES TO THE MOVIES!

von Frank Spiekermann

Natürlich habe ich nicht damit gerechnet, dass meine Ankündigung, einen kurzen, kompakten Werbeclip über das Lighthouse für unsere Website zu drehen, soviel Aufregung verursachen würde. Als würden wir den 2. Teil von „Titanic“ planen…

Absolut niemand wollte vor die Kamera, das war schon mal ermutigend – und verständlich, denn auch nach vielen Jahren im TV-Geschäft wird mir ebenfalls rätselhaft schlecht, wenn ich ganz selten mal vor die Linse treten muss. Man erinnere sich nur an die ungesunde Gesichtsfarbe von Jürgen, Sebastian und mir bei Center TV im vergangenen Sommer!

Aber mit Schmeicheleien und Bestechung überzeugten wir unsere Hauptdarsteller. Zu Anfang, erstmal zum Warmwerden, hat Michel, unser Kameramann, ein paar Impressionen vom gemeinsamen Kochen aufgenommen. Er fand sofort Kontakt zu den Bewohnern, die überhaupt kein Problem mit der Kamera hatten. Nach 3 Minuten hatten sie das Ding vergessen und sich wieder wichtigeren Themen gewidmet. Außerdem wurden wir zu einem sehr leckeren Essen eingeladen, das es mit jedem Film-Catering locker aufnehmen konnte, dank Chefköchin Isabella.

Erster Interviewpartner war dann Wilson Schaeffer, der uns in sein Büro einlud, mehr oder weniger freiwillig. Dass ich in seiner Heimatsprache Portugiesisch nicht mal ordentlich ein Bier bestellen kann, zeigt umso deutlicher, wie gut er auf Deutsch sein Fachgebiet, das betreute Wohnprojekt, detailliert erklären konnte. Allerdings erlag er manchmal der Unsitte deutscher Politiker, in langen verschachtelten Sätzen zu dozieren, die es mir fast unmöglich machen, kurze Statements zu schneiden.

Dann erschien Isabella, um über die Vorteile des Kochens im betreuten Wohnen zu erzählen. Natürlich zierte auch sie sich, aber schon bei der ersten Frage, die sie souverän meisterte, kam ihr Talent zur Geltung. Trotzdem vertraute sie nicht dem gemeinsamen Lob von Michel und mir, erst als wir ihr soeben aufgenommene Ausschnitte zeigten, fand unsere Arbeit ihre Gnade.

Jürgen Goldmann hingegen war die Ruhe selbst. Okay, wenn er nicht vor einer Kamera sprechen könnte, wer dann? Das einzige winzige Problem war vielleicht die Tatsache, das Jürgen, verständlicherweise, wie ein Sozialpädagoge spricht und manche Fachtermini einem neuen Besucher unserer Website nicht so viel sagen. Wir haben ihm dann einfach ein paar Fragen zu Bayer Leverkusen gestellt und schon flutschte es.

Nun ab ins Auto und zur Lutherkirche, die Vorstandsvorsitzende Pfarrerin Ulrike Veermann am eigenen Arbeitsplatz zu befragen und zu filmen. Nach der herzlichen Begrüßung „Ich habe eigentlich überhaupt keine Zeit für Euch!“ (sie hatte wirklich mehr Termine als die Kanzlerin) prüften wir kurz die schönen Lichtverhältnisse der Kirche und dann, ganz Profi, hatte Ulrike nur einen kleinen Versprecher, wir unser Interview im Kasten und sie wieder ihre Ruhe.

Zurück zum Lighthouse gesaust (beim Fernsehen ist immer Hektik angesagt, auch wenn es meistens überhaupt keinen Grund dafür gibt – sieht aber wichtiger aus), wo Jürgen uns schon mit einem Fässchen Kölsch plus Knabberzeug erwartete. Unsere gemeinsame heimtückische Taktik bestand in der Vorspiegelung eines gemütlichen Abends, um daraufhin fast ahnungslose Opfer vor die Kamera zu lotsen. Meine erste Auforderung vor den geladenen Ehrenamtlichen brachte erstmal …nichts!

Erst verzweifeltes Betteln erweichte dann Christine, die uns mutig ins „Studio“ folgte. Nur ein leichtes Zittern in ihrer Stimme verriet das verständliche Lampenfieber, aber charmant lächelnd löste sie die Aufgabe mit Bravour!

Es hatte etwas von „Mami, er hat überhaupt nicht gebohrt“, wie Christine, als sie in die Runde triumphal zurückkehrte, die andern motivierte, es ihr gleich zu tun. Und von Kandidat zu Kandidat wurde das sanfte Überreden einfacher.

Aber nun mal im Ernst: Für Michel und mich war es einfach nur beeindruckend, den einzelnen zuzuhören. Jeder hatte seine ganz eigene persönliche Geschichte, warum er bei Bonn Lighthouse gelandet war. So verschieden die Motive auch sind, so unterschiedlich die Charaktere sich darstellen, so einheitlich beeindruckend ist das vorgestellte Engagement! Hier arbeiten und helfen keine realitätsfernen Spinner, sondern empathische, verantwortungsvolle Menschen aller Couleur, an der härtesten Aufgabe, die es überhaupt gibt, Schwerstkranke zu unterstützen und in den Tod zu begleiten. Das ist großes Kino!

Der zweite Drehtag begann bei strahlendem Maiwetter mit der Aufnahme von Impressionen des Betreuten Wohnens. Alles blühte, der Himmel war blau und die Sonne schien, letzteres genoss zwar Michel, aber als Kameramann stellte es ihn vor Lichtprobleme. Also kniete ich mit einer riesigen Folie vor Christiane Ohl, unserer nächsten Interviewpartnerin, was ungeheuer professionell aussah, aber Christianes Zweifel an ihrem Auftritt nur vermehrte. Aber muss ich es noch erwähnen? Es klappte natürlich wunderbar, wobei Christianes Erleichterung bei Drehschluss fast unhöflich groß war.

Der Überraschungsgast war dann Renate Kraemer, die völlig vorbehaltlos, mit einer Buddha ähnlichen Ruhe vor die Kamera trat. Jedoch auf meine Bitte (man macht so seine Erfahrungen) hin, sich kurz zu fassen, erntete ich nur den trockenen Kommentar: „Frank, isch bin Rheinländerin!“ Doch eine, muss ich deutlich sagen, die ihr Handwerk versteht, denn für eine gelernte Pantomimin, konnte sie verdammt gut reden!

Direkt im Anschluss ging es auf den Venusberg, zu der Station Wunderlich, die wöchentliche Kaffeetafel für Patienten und Angehörige sollte den Abschluss bilden. Leider hatte die Oberstationsleitung vergessen, ihrer Vertretung Alex die winzige Tatsache mitzuteilen, dass wir uns nicht einfach nur unterhalten wollten. “Ist das eine Kamera? Ich habe heute meinen freien Tag, komme gerade vom Zahnarzt, bin ungeschminkt und soll vor eine Kamera?“ Aber so eine gelernte Krankenschwester, die seit 18 Jahren diesen äußerst verantwortungsvollen Job macht, hat schon ganz andere Dinge gesehen als zwei Fernseh-Fuzzis.

Als würde sie nach Dienstschluss sich noch ´nen Euro bei der Krankenhausserie „Greys Anatomie“ dazu verdienen, absolvierte sie den Dreh lässig wie auch gekonnt und sparte nicht mit Lob für die ehrenamtlichen Kaffeegastgeber, dass man fast rot wurde. Michel und ich setzten uns noch zu der Runde mit frischem Obstkuchen und kamen, wie selbstverständlich in dieser besonderen Atmosphäre, sofort mit den Patienten ins Gespräch.

Anfang Juli, nach meinem Urlaub (nein, so anstrengend war der Dreh nicht – war schon länger geplant), beginne ich mit Claudia, einer befreundeten Cutterin, mit dem Schnitt des Clips. Es wird nicht einfach sein, daraus ein 3 Minuten Stück zu basteln, denn anders als im normalen Fernsehen gaben hier alle vernünftige, liebevolle und substanzielle Kommentare zum Besten. Vielleicht werden wir zusätzlich auch eine längere interne Version schneiden, auf jeden Fall gibt es das Ergebnis beim Sommerfest zu sehen. Vielen Dank für Eure Unterstützung, es hat wirklich viel Spaß gemacht – ich bin stolz darauf, Mitglied in diesem Verein zu sein.


Frank Spiekermann, Pressearbeit und Medienprojekte

Bilder von den Dreharbeiten