IN GUTEN UND IN SCHLECHTEN TAGEN

Das "Betreute Wohnen" aus meiner Sicht als Ehrenamtlerin

Als ich vor vielen Jahren meinen ersten Kontakt zu Bonn Lighthouse knüpfte, konnte ich noch nicht wissen, welchen wichtigen Raum dieses Projekt in meinem künftigen Leben einnehmen würde. Es waren ja für mich die allerersten Gehversuche als Ehrenamtlerin.

Nach Absolvierung des obligatorischen Befähigungskurses fand ich "meinen" Platz im Verein jedoch recht schnell im Betreuten Wohnen. Dieses bietet eine Nische für jüngere, schwer erkrankte und oft pflegebedürftige Menschen, die in ihren Appartements bei uns - soweit möglich - ihren individuellen Lebensstil beibehalten können. Ob Katze(n) oder ein Dutzend Zebrafinken, Klavier oder lila Wände - erlaubt ist, was gefällt und Freude macht!

Im Betreuten Wohnen ist der Kontakt zu denjenigen, deren Unterstützung Bonn Lighthouse anstrebt, am intensivsten. Die Begleitung Kranker in düsteren, aber auch schönen Tagen: eine Herausforderung - das Miterleben und Mitfühlen bei guten oder schlechten Diagnosen: emotionale Wechselbäder. Gemeinsames Aushalten von Kummer und Verzweiflung ist oft schwer. Aber auch am Ende lassen wir niemanden allein ...

Es gibt manches zu dieser Einrichtung zu sagen - ich möchte mit dem Kochen beginnen.

Die Appartements des Wohnprojektes verfügen über eine kleine Einbauküche, sodass ein gemeinsamer Mittagstisch für die Bewohner anfangs als nicht so wichtig erschien. Es waren auch keine wirklich geeigneten Räumlichkeiten für ein solches Angebot vorhanden.

Bei den damals ebenso zufälligen wie provisorischen "Koch-Events" in unseren heutigen Seminar-Räumen kam aber schnell die Erkenntnis: Große Begeisterung seitens der Bewohner - das sollten wir ausbauen!

Nach Jahren des Improvisierens hatten wir es dann irgendwann endlich zu einer "richtigen" Küche mit Esstisch für alle in einem der größeren Appartements gebracht.

Heute ist dort dank vieler ehrenamtlicher HelferInnen das gemeinsame Mittagessen eine feste und beliebte Einrichtung geworden und findet mittlerweile fast täglich statt - oft sogar am Wochenende!

Unser Speiseplan ist durch die Unterstützung der Bonner Tafel und die Phantasie der verschiedenen KöchInnen ausgesprochen vielfältig. Zusammen essen ist immer eine willkommene Abwechslung und bildet eine verlässliche Struktur im oft eintönigen Alltag unserer Kranken. Bei leckeren Mahlzeiten plaudert man eben auch gerne einmal miteinander. Nicht nur Küche, sondern Treffpunkt für alle - so hatten wir uns das gewünscht!

Selbstverständlich wird ebenfalls tüchtig gefeiert – sowohl die verschiedenen traditionellen Feste im Jahresablauf und die gemeinsame Weihnachtsfeier als Höhepunkt! Dann unser Sommerfest mit Grillfleisch, Kölsch & Livemusik, diverse Geburtstage und Ausflüge per Schiff auf dem Rhein - ein Anlass findet sich leicht... Nette Spender laden ab und zu in´s Restaurant ein - seltenes und umso höher geschätztes Vergnügen für alle. Gemeinsam in das Phantasialand, ins Museum oder spannende Filme im Kino - jederzeit gerne! Heitere und fröhliche Stimmung, das mögen natürlich alle! Bei diesen vielfältigen Unternehmungen unterstützen wir Ehrenamtler unsere Sozialpädagogen gerne nach Kräften.

Aber auch Besinnliches hat seinen Platz: Beim alljährlichen Erinnerungsfest wird zusammen mit den Bewohnern all jener Kranken gedacht, die wir ein Stück bis zum Ende ihres Weges begleiten durften und doch gehen lassen mussten.

Diese Verstorbenen, mit denen wir Ehrenamtler bis zuletzt Freud und Leid geteilt haben, sind in unserem Gedenken. Jeder war eine eigene Persönlichkeit mit ganz eigenem Krankheitsverlauf. So emotional bewegend die letzten gemeinsamen Tage mit diesen Menschen oft waren - die Gewissheit, dass sie nicht allein mit ihren Ängsten und Sorgen blieben, macht uns froh. Dieses sehe ich als unseren Auftrag: Unterstützung im Leben und Beistand beim Sterben.

Wir können nicht die ganze Welt verbessern, aber warum nicht ein klein wenig damit in unserem unmittelbaren Umfeld anfangen?

Deshalb ist das Wohnprojekt von Bonn Lighthouse neben allen anderen Bereichen ein wirklich bedeutsamer Baustein des Vereins. Ich mag die Unterschiedlichkeit der Menschen dort sehr, und ebenso die vielfältigen Aufgaben und Herausforderungen. Es käme mir nie in den Sinn, diese Arbeit aufzugeben, habe ich dabei doch auch sehr viel über mich selbst gelernt.

Liz Röder


Liz Röder