Lighthouse plant Zuhause für Aidskranke

Bonner General-Anzeiger, 22.07.1993
Grundstück, Geldgeber und viele Freunde für ein Hospiz nach Baseler Muster gesucht

"Wir brauchen jetzt noch mehr Freunde, um es zu schaffen", tröstet sich Irmgard Wester, Vorsitzende des Vereins "Bonn Lighthouse", über eine erste Enttäuschung hinweg.

Sie hatte gehofft, das Grundstück für ein Hospiz, in dem Aidskranke sich bis zuletzt zu Hause fühlen können, gefunden zu haben. Nach einem Gespräch mit Oberbürgermeister Hans Daniels schien der Baubeginn des Bonner Lighthouses (Leuchtturm) in greifbare Nähe gerückt. Denn Daniels hatte dem Verein mit Hilfe der Stadt ein zentrumnahes Grundstück im Bonner Norden vermittelt, das ihr ideal erschien. "Eine tolerante Bevölkerungsstruktur", so schätzte sie die Mischung von Alt-Bonnern, Studenten und Ausländern ein. Aber bei der Besichtigung zusammen mit dem Stadtplanungsamt stellte sich heraus, daß das Grundstück nicht der Stadt gehörte, eine erhoffte Erbpacht also nicht in Frage kam. Den Preis auf dem privaten Markt aber, so fürchtet sie, werde der gemeinnützige Verein nicht zahlen können. Hoffnung machten ihr aber trotzdem die zuständigen Mitarbeiter des Stadtplanungs- und des Sozialamtes. Sie wollen alle Hebel in Bewegung setzen, um dem Verein "Bonn Lighthouse" weiterzuhelfen. Kontakt mit dem Liegenschaftsamt hat sie zusätzlich aufgenommen. "Wir sind zäh und wollen uns an vielen Stellen bemühen", hofft sie auch auf viele Bonner, sich der Hospiz-Idee für Todkranke anzuschließen. Wie dringend ein Zuhause für Aidskranke in den letzten Wochen und Monaten ist, wurde Irmgard Wester als Mitarbeiterin der Bonner Aidshilfe klar. Eine Nachfrage in rund 30 Alten- und Pflegeheimen hatte damals gezeigt, daß niemand in der Lage war, diese Menschen zu pflegen. Die traurige Erfahrung ließ rund 25 Bonnern keine Ruhe. Sie gründeten den Verein "Bonn Lighthouse". Ärzte, Sozialarbeiter, Krankenschwestern und Betroffene haben sich unter der Schirmherrschaft von Bundesminister Norbert Blüm darin zusammengeschlossen. Sie alle arbeiten tatkräftig mit. Sie wissen wie Irmgard Wester, die manchen Aidskranken in der letzten Lebensphase begleitet hat, mit welchen zusätzlichen Schwierigkeiten diese Menschen zu kämpfen haben. Sie leben meist sehr isoliert. "Ihre sozialen Bindungen sind kaputt", hat Irmgard Wester immer wieder erfahren. Weil sie nirgendwohin aus der Uni-Klinik entlassen werden können, liegen sie dort bis zu drei Monaten. "Sie blockieren teure Betten, die andere brauchen", hatte sie festgestellt. Die Arbeitsweise eines "Lighthouses" in Basel hatte sie sich als Hospitantin angeschaut. Nun möchte sie nach Bonn übertragen, was sie dort gelernt hat. Ein Haus ist dazu die Voraussetzung. Ein Grundstock ist aus dem Erbe eines Aidskranken vorhanden. Insgesamt, so schätzt sie, werden zwei bis drei Millionen Mark gebraucht, um für jeweils zehn bis 15 Bewohner eine menschenwürdige Umgebung zu schaffen, in die auch ein pflegender Angehöriger miteinziehen kann. Aufgebracht werden könnte die Summe, so hofft sie, wenn sich mehrere Geldgeber beteiligen. Der Verein denkt an "Teilträgerschaften", an denen sich die Kirchen und Verbände beteiligen könnten. Schon jetzt werden ehrenamtliche Helfer für die ambulante Hausbetreuung ausgebildet. Sie sollen Kranke vor allem auch vor der Vereinsamung schützen. Ein telefonischer Beratungsdienst, Telefon 69 82 73, wurde mittwochs und freitags von 17 bis 19 Uhr aufgebaut. Wer im Verein "Bonn Lighthouse" mitarbeiten oder ihn durch Spenden (Konto-Nr. 43 52 555 Sparkasse Bonn) unterstützen möchte, kann sich in der Endenicher Straße 12, Telefon 69 82 73, melden.